Schlafapnoe – wenn Atemaussetzer den Schlaf stören
Schlaf ist die beste Medizin, so heißt es. Bei vielen Menschen aber wird der Schlaf durch hörbar lautes Schnarchen begleitet. Rund 60 Prozent aller Männer und 40 Prozent aller Frauen sind betroffen. Doch was viele der Betroffenen außer Acht lassen: Hinter dem vermeintlich harmlosen Geräusch kann sich ein ernstzunehmendes Syndrom verbergen – die Schlafapnoe.
Sie bleibt oft unentdeckt, weil die Atemaussetzer im Schlaf gar nicht bemerkt werden. Dabei kann die Störung nicht nur die Schlafqualität massiv beeinträchtigen, sondern auch schwerwiegende Folgen für Herz, Kreislauf und Gehirn haben. HNO-Facharzt Prof. Dr. Clemens Heiser weiß, wie sich Symptome frühzeitig erkennen und behandeln lassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schlafapnoe erkennen: Typisch sind lautes, unterbrochenes Schnarchen, Atemaussetzer im Schlaf sowie Symptome wie Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme.
- Ursachen und Risiken: Häufige Auslöser sind Übergewicht, nachlassende Muskelspannung im Alter oder anatomische Besonderheiten. Alkohol, Rauchen und Rückenlage im Schlaf verschlimmern die Beschwerden. Unbehandelt steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Verkehrsunfälle.
- Diagnose und Therapie: Die Abklärung erfolgt meist im Schlaflabor. Behandelt wird Schlafapnoe in der Regel mit einer CPAP-Maske, alternativ mit Zahnschienen, Gewichtsreduktion, Atemübungen oder Operationen. Heilbar ist sie selten, aber gut behandelbar.
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- Was ist Schlafapnoe?
- Wie merkt man, dass man Schlafapnoe hat?
- Fitmacher Podcast: Schlafapnoe - Symptome, Ursachen und Lösungen
- Welche Arten von Schlafapnoe gibt es?
- Was sind die Ursachen von Schlafapnoe?
- Was verschlimmert Schlafapnoe?
- Wie wird Schlafapnoe diagnostiziert?
- Ab wann ist Schlafapnoe gefährlich?
- Was hilft gegen Schlafapnoe?
- Was ist die beste Maske bei Schlafapnoe?
- Welche Schlafposition ist bei Schlafapnoe am besten?
- Ist Schlafapnoe heilbar?
- Welche Kosten übernimmt die Heimat Krankenkasse bei Schlafapnoe?
- Wie hoch ist der Grad der Behinderung bei Schlafapnoe?
- Fazit
Was ist Schlafapnoe?
Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atmungsstörung, bei der es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern oder Atemstillständen kommt. „Die Aussetzer halten klassischerweise 20 bis 25 Sekunden an. Nachts, wenn sich der Körper entspannt, lässt die Spannung der Rachenmuskulatur nach, wodurch der Rachen erschlafft – bei Betroffenen so sehr, dass sich sogar die Atemwege verschließen können“, erklärt Prof. Dr. Clemens Heiser.
Dann handelt es sich um die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, die häufigste Form der Erkrankung. Betroffene wachen dadurch mehrfach unbewusst auf, was die Schlafqualität erheblich mindert. Typisch ist starkes Schnarchen, das von plötzlichen Pausen unterbrochen wird.
Wie merkt man, dass man Schlafapnoe hat?
„Die eigentliche Schlafapnoe bemerkt der Betroffene selbst normalerweise nicht, sondern eher die Probleme, die daraus resultieren“, erläutert der HNO-Facharzt. Symptome einer Schlafapnoe können sein:
- Starke Tagesmüdigkeit
- Reizbarkeit und Stimmungstiefs
- Atemnot tagsüber
- Sekundenschlaf
- Kopfschmerzen und trockener Mund am Morgen
- Leistungsabfall und Konzentrationsschwächen
- Muskelschmerzen und Krämpfe
Oft aber seien es die Partner, denen die Erkrankung zuerst auffalle, so Prof. Dr. Clemens Heiser. Auffälliges Schnarchen, hörbarer Atemstillstand und unruhiger Schlaf sind klassische Symptome, die der wache Partner im Bett beobachtet und dem Betroffenen daraufhin mitteilt.
Fitmacher Podcast: Schlafapnoe - Symptome, Ursachen und Lösungen
Wenn Ihre Nächte unruhig sind, Sie viel schnarchen und Sie sich über Tag gerädert fühlen, dann sollten wir zusammen einmal über Schlafapnoe sprechen. Viele wissen nämlich gar nicht, dass sie darunter leiden - rund 80 % der Fälle werden nicht diagnostiziert.
Die Schlafstörung, die durch Atempausen während des Schlafs gekennzeichnet ist, kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität haben. In dieser Folge sprechen wir über Symptome, erkunden mögliche Ursachen und stellen effektive Behandlungsmöglichkeiten vor. Gemeinsam mit HNO-Arzt Prof. Dr. Heiser liefern wir Infos und Tipps für Betroffene und Angehörige.
Welche Arten von Schlafapnoe gibt es?
Es werden drei Hauptarten unterschieden: die obstruktive Schlafapnoe, bei der die Atemwege verengt oder blockiert sind, die zentrale Schlafapnoe, bei der das Gehirn zeitweise keine Signale zum Atmen gibt, sowie Mischformen. Zusätzlich spricht man von leichter Schlafapnoe, mittelgradiger Schlafapnoe und schwerer Schlafapnoe, je nach Häufigkeit der Aussetzer.
Was sind die Ursachen von Schlafapnoe?
Die Ursachen sind vielfältig. „Mit dem Alter lässt die Muskelspannung im Rachen nach, das ist ganz normal und häufige Ursache bei älteren Menschen“, führt der Arzt aus. Ein altersunabhängiges, zentrales Risiko ist außerdem Übergewicht, da Fettgewebe im Rachenraum die Atemwege verengt. „Gesellschaften, die besonders übergewichtig sind, haben auch mehr Patienten mit einer Schlafapnoe.“
Zudem können anatomische Besonderheiten wie vergrößerte Mandeln, eine schmale Kieferform oder eine zurückliegende Zunge Auslöser sein. Die Symptome sind bei Männern in der Statistik häufiger erfasst als bei Frauen. Durch psychische Ursachen wie Stress oder Depressionen können die Beschwerden verstärkt werden. Manche Formen der Schlafapnoe sind sogar vererbbar. Vorübergehend kann auch eine Schlafapnoe bei Erkältung auftreten, weil die Atemwege geschwollen oder verschleimt sind.
Was verschlimmert Schlafapnoe?
Alkoholkonsum, Beruhigungsmittel, Rückenlage beim Schlafen oder Gewichtszunahme können die Beschwerden verstärken. Auch Rauchen und Bewegungsmangel tragen zur Verschlechterung bei. Hausmittel wie Kräutertees oder Nasensprays bieten zwar kurzfristige Linderung, beseitigen aber nicht die Ursache.
Wie wird Schlafapnoe diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Untersuchung im Schlaflabor. Dort werden Hirnströme, Muskelaktivität, Sauerstoffsättigung und die Atmung überwacht. Der entscheidende Messwert ist der AHI-Wert (Apnoe-Hypopnoe-Index), der die Anzahl der Atemaussetzer pro Stunde angibt.
Vor dem Weg ins Schlaflabor werden oft erst tragbare Screening-Geräte eingesetzt, die Patienten zu Hause anwenden. „Im Zuge der sogenannten Polygrafie legen Patienten das Gerät abends vor dem Schlafen an, woraufhin über Nacht verschiedene Werte wie AHI, Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz gemessen und im Anschluss mit dem Arzt besprochen werden“, sagt Prof. Dr. Clemens Heiser.
Solche Verfahren liefern erste Hinweise, ersetzen aber nicht die ärztliche Abklärung. Zuständig ist ein Schlafmediziner, meist ein Facharzt für Lungenheilkunde oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Im Schlaflabor können die Hinweise aus der Polygrafie tiefergehend untersucht werden.
Ab wann ist Schlafapnoe gefährlich?
„Ein Drittel der Unfälle im Straßenverkehr sind wahrscheinlich auf eine unbehandelte Schlafapnoe zurückzuführen, weil Leute am Steuer – vor allem während langer Fahrten – unter Sekundenschlaf leiden“, warnt der Experte. Schon ein leicht ausgeprägtes Schlafapnoe-Syndrom beeinträchtigt den Schlaf und erhöht das Risiko für Tagesmüdigkeit.
Ab einer mittelgradigen Schlafapnoe steigt die Gefahr von Folgen wie Hypertonie (Bluthochdruck), Herzrhythmusstörungen oder kognitiven Einbußen. Die Folgen am Gehirn reichen von Konzentrationsschwächen bis zu einem erhöhten Schlaganfallrisiko. Bei schwerer Schlafapnoe ist auch die Lebenserwartung deutlich reduziert.
Was hilft gegen Schlafapnoe?
Die gängigste Therapie ist die Behandlung mit einem CPAP-Beatmungsgerät (Continuous Positive Airway Pressure), das über eine Maske getragen wird und die Atemwege während des Schlafs offenhält.
Prof. Dr. Clemens Heiser: „Die Maske wird über die Nase gezogen und weitet die Atemwege, indem durch Luft positiver Druck auf den hinteren Rachenbereich ausgeübt wird – in etwa so wie bei einem leeren Fahrradschlauch, der mit Luft gefüllt wird.“
Neben CPAP mit Maske stehen Betroffenen aber noch weitere Optionen zur Verfügung: eine Protrusionsschiene (auch Schnarchschiene genannt) vom Zahnarzt zum Beispiel, die den Unterkiefer leicht nach vorne verlagert und so den Rachenraum weitet.
Durch gezieltes Abnehmen bei Übergewicht oder spezielle Atemübungen lässt sich die Schlafstörung unter bestimmten Umständen auch selbst behandeln.
In Rücksprache mit Ärtzen für Schlafapnoe können zudem operative Eingriffe notwendig sein, wenn anatomische Hindernisse ursächlich sind.
Was ist die beste Maske bei Schlafapnoe?
Die passende Maske hängt von der individuellen Anatomie und den eigenen Vorlieben ab. Unterschieden wird zwischen Nasenmasken, Nasenpolstermasken und Vollmasken. Sie müssen gut abdichten, gleichzeitig aber komfortabel sein. Kommt es zu bei der gewählten Schlafapnoe-Maske zu Nebenwirkungen wie Hautreizungen, Druckstellen oder trockenen Schleimhäuten, sollte der Maskentyp gewechselt werden.
Welche Schlafposition ist bei Schlafapnoe am besten?
Die Seitenlage ist besonders empfehlenswert. Auch eine leicht erhöhte Kopfposition kann hilfreich sein, um die Atemwege freizuhalten. In Rückenlage fällt die Zunge dagegen nach hinten und verschlimmert die Atemaussetzer. Das Schlafen auf dem Bauch belastet Nacken und Wirbelsäule und kann die Atmung zusätzlich hemmen.
Ist Schlafapnoe heilbar?
Vollständig heilbar ist Schlafapnoe in der Regel nicht. Doch durch eine konsequente Behandlung mit Beatmungsgerät, Schiene oder durch eine gezielte Operation lassen sich die Beschwerden kontrollieren und die Lebensqualität wiederherstellen. Die Prognose ist sehr gut, wenn die Therapie eingehalten wird.
Welche Kosten übernimmt die Heimat Krankenkasse bei Schlafapnoe?
Die Heimat Krankenkasse übernimmt die Kosten für die notwendige Untersuchung, die ärztliche Diagnose, ein Beatmungsgerät samt Maske sowie die begleitende Therapie. Auch eine Zahnschiene wird bezahlt, wenn sie medizinisch notwendig ist. Innovative Methoden und neue Behandlungsmethoden fallen oft in den Eigenanteil der Patienten.
Wie hoch ist der Grad der Behinderung bei Schlafapnoe?
Je nach Schweregrad kann ein Grad der Behinderung (GdB) anerkannt werden. Entscheidend ist der AHI-Wert: Liegt dieser hoch, sind 20 bis 50 Prozent üblich. Damit verbunden sind steuerliche Erleichterungen oder die Möglichkeit, einen Rentenantrag bis hin zur Frührente zu stellen. Eine Meldepflicht gegenüber dem Arbeitgeber besteht nicht.
Kann Schlafapnoe auch bei Kindern auftreten?
Ja, auch beim Kind kann sich Schlafapnoe entwickeln. Ursachen sind häufig vergrößerte Mandeln oder Polypen, die die Atemwege blockieren. Kinder zeigen häufig Schnarchen, unruhigen Schlaf und Konzentrationsprobleme in der Schule.
Mithilfe von Selbsttests für Eltern und einer gezielten ärztlichen Untersuchung lässt sich die Erkrankung beim Kind erkennen. Eine Operation – meist die Entfernung der Mandeln – kann das Problem oft dauerhaft lösen.
Fazit
„Schlafapnoe ist eine ernstzunehmende Schlafstörung mit weitreichenden Folgen. Eine rechtzeitige Diagnose, die passende Therapie und gegebenenfalls ein Beatmungsgerät verbessern die Lebensqualität erheblich“, betont Prof. Dr. Clemens Heiser.
Ob durch CPAP-Maske, Zahnschiene oder Therapie ohne Maske – für Betroffene stehen heute viele Optionen bereit. Mit der richtigen Behandlung lässt sich die Erkrankung zwar selten vollständig heilen, aber dauerhaft kontrollieren.

Von Prof. Dr. Clemens Heiser
Prof. Dr. Clemens Heiser ist Facharzt für HNO-Heilkunde, Allergologie, Schlafmedizin und Plastische Operationen am HNO-Zentrum Mangfall-Inn in Bad Aibling.
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