Wochenbettdepression: Wenn das Glücksgefühl ausbleibt
Die Geburt eines Kindes ist ein einzigartiges Ereignis und verändert das Leben auf wunderbare Weise. Zumindest im Normalfall. Doch für manche Eltern kann diese Zeit von unerwarteten Schatten begleitet werden: der Wochenbettdepression. Diese ernstzunehmende psychische Erkrankung, die nach der Geburt auftreten kann, wird oft unterschätzt und kann sowohl Mütter als auch Väter betreffen. Es ist entscheidend zu verstehen, wie man Anzeichen und Symptome der Wochenbettdepression erkennen kann, um rechtzeitig Hilfe zu finden und die Behandlung einzuleiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Wochenbettdepression ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, von der Mütter und auch Väter nach der Geburt betroffen sein können – teils sogar erst Monate später.
- Typische Symptome sind tiefe Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Schuldgefühle und Schwierigkeiten in der Bindung zum Baby.
- Auslöser sind meist ein Zusammenspiel aus hormonellen Veränderungen, seelischer Belastung und fehlender Unterstützung im Alltag.
- Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung, beispielsweise durch Gespräche mit Fachpersonal aus den Bereichen Medizin und Hebammenwesen, ist entscheidend.
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- Was ist eine Wochenbettdepression und wann fängt sie an?
- Wie macht sich eine Wochenbettdepression bemerkbar und wie fühlt sie sich an?
- Was löst eine Wochenbettdepression aus? Wer ist anfällig?
- Wochenbettdepression, was tun?
- Fitmacher Podcast: Wochenbettdepression, die Traurigkeit nach der Geburt
- Wohin wenden bei einer Wochenbettdepression?
- Wie komme ich aus der Wochenbettdepression?
- Wie lange dauert eine Wochenbettdepression?
- Welche Auswirkung kann eine Wochenbettdepression auf das Baby haben?
- Was passiert bei unbehandelter Wochenbettdepression?
- Wie äußert sich eine Wochenbettdepression beim Mann?
- Kann man einer Wochenbettdepression vorbeugen?
Was ist eine Wochenbettdepression und wann fängt sie an?
Die postpartale Depression – auch als postnatale Depression oder Wochenbettdepression bekannt – ist eine spezielle Form der Depression, die sich nach der Geburt eines Kindes entwickelt. „Im Gegensatz zum sogenannten Baby Blues, der sich durch kurzzeitige Stimmungsschwankungen äußert und meist nach wenigen Tagen von selbst verschwindet, handelt es sich bei der Depression nach Geburt um eine länger anhaltende und intensivere Form der Niedergeschlagenheit“, erklärt Judith Hermann, Hebamme und Beraterin beim digitalen Angebot keleya. Besonders tückisch: Diese spezielle Form der Erkrankung kann auch als späte Wochenbettdepression, also auch noch 1 Jahr nach Geburt, auftreten. Meistens beginnen die Symptome aber einige Wochen oder Monate nach der Geburt. Doch egal wann, so gut wie immer beeinträchtigt sie das tägliche Leben der Betroffenen erheblich.
Wie macht sich eine Wochenbettdepression bemerkbar und wie fühlt sie sich an?
Die Anzeichen und Symptome können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Bei den Symptomen zeigen sich in besonderer Häufigkeit:
- tiefe Traurigkeit
- Antriebslosigkeit
- Schlafstörungen (trotz Müdigkeit)
- Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Gefühl der Überforderung
Betroffene einer Depression nach Geburt fühlen sich oft leer, hoffnungslos und haben Schwierigkeiten, eine Bindung zum Baby aufzubauen. Schuldgefühle und Ängste sind ebenfalls weit verbreitet. „Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Gefühle nicht eine bestimme Ursache haben oder auf mangelnder Liebe zum Kind beruhen, sondern auf einer ernsthaften Erkrankung, die Behandlung erfordert“, betont Judith Herrmann.
Was löst eine Wochenbettdepression aus? Wer ist anfällig?
Die Ursachen einer Depression im Wochenbett sind komplex und oft eine Kombination aus hormonellen Veränderungen, psychologischen Faktoren und sozialen Umständen. Der drastische Abfall der Hormone nach der Geburt kann dabei eine Rolle spielen. Auch Schlafmangel, die neue Verantwortung, finanzielle Sorgen oder fehlende Unterstützung können zur Entwicklung einer Depression nach Schwangerschaft und Geburt beitragen. Besonders anfällig für eine Depression nach Geburt sind Frauen, die bereits in der Vergangenheit an Depressionen litten, eine schwierige Schwangerschaft oder Geburt hatten oder die unter Stress und mangelnder sozialer Unterstützung leiden. „Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass eine Depression nach Geburt unabhängig von Vorgeschichte oder Lebensumständen auftreten kann.“
Wochenbettdepression, was tun?
Der erste Schritt zur Genesung ist einer der schwersten: eine Wochenbettdepression zu erkennen und sie nicht zu verdrängen. „Wer sich gut selbst reflektieren kann, ist dabei im Vorteil, oftmals ist es aber der Partner, dem die Veränderungen auffallen. Er sollte den Mut haben, seine Beobachtungen offen anzusprechen“, sagt die erfahrene Hebamme. Daher sei es wichtig zu wissen, dass neben den bereits genannten Symptomen wie anhaltender Traurigkeit und Antriebslosigkeit auch körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme oder allgemeine Erschöpfung auftreten können. Erste Hinweise kann ein Wochenbettdepression-Test liefern, „er ersetzt aber niemals eine professionelle Diagnose der Hebamme, des Haus- oder Frauenarztes“. Auch deshalb, da sich die Symptome schleichend entwickeln und oft von den Betroffenen selbst oder ihrem Umfeld nicht sofort als Depression wahrgenommen werden. Sie können daher auch nicht in einem Wochenbettdepression-Test korrekt beantwortet werden.
Fitmacher Podcast: Wochenbettdepression, die Traurigkeit nach der Geburt
Viele Frauen erwarten nach der Geburt ihres Kindes Glück und Erfüllung. Doch was passiert, wenn stattdessen unerwartete Traurigkeit und Erschöpfung eintreten? Wochenbettdepressionen sind häufiger als gedacht und können für betroffene Mütter und deren Familien eine belastende Zeit darstellen. In dieser Folge beleuchten wir, was genau eine Wochenbettdepression ist, wie sie sich vom „Baby Blues“ unterscheidet und welchen emotionalen und psychischen Herausforderungen frischgebackene Mütter gegenüberstehen können. Wir klären unter anderem die Fragen, wann eine Wochenbettdepression beginnt und wer anfällig dafür ist. Antworten darauf gibt uns Judith Herrmann von keleya, der digitalen Hebammensprechstunde.
Wohin wenden bei einer Wochenbettdepression?
Umso mehr fragen sich Betroffene natürlich: „Hilfe Wochenbettdepression – was muss ich tun?“. Die Antwort: keine Zeit verlieren. Wer Anzeichen einer Depression im Wochenbett bei sich oder einem Angehörigen bemerkt, sollte schnell handeln. „Die Hilfsangebote sind vielfältig und reichen von ärztlicher und psychotherapeutischer Beratung und Therapie über Medikamente bis hin zu Alltagsunterstützungen“, sagt Judith Herrmann. Auch eine „Selbsthilfegruppe postpartale Depression“ kann ein wichtiger Baustein in der Therapie und Behandlung sein.
„Entscheidend ist, offen mit dem Partner, Freunden oder der Familie über Gefühle zu sprechen. Es gibt keinen Grund, sich zu schämen! Suchen Sie professionelle Unterstützung bei einem Arzt, Psychologen oder einer Hebamme.“
Wie komme ich aus der Wochenbettdepression?
Eine frühzeitige Behandlung kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und Spätfolgen verhindern. Dabei können verschiedene Therapieansätze genutzt werden, die individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten werden. Auch pflanzliche Mittel gegen Wochenbettdepression können unter Umständen unterstützend wirken. Sie sollten aber nur in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt zum Einsatz kommen und ersetzen keine professionelle Behandlung.
Wie lange dauert eine Wochenbettdepression?
„Da lässt sich keine generelle Aussage treffen“, erklärt Judith Herrmann. Die Dauer einer Depression im Wochenbett sei individuell sehr unterschiedlich. Sie kann einige Wochen bis zu mehreren Monaten oder in seltenen Fällen sogar länger anhalten. Wichtig ist: Eine unbehandelte Wochenbettdepression kann schwerwiegende Folgen für die Mutter, das Kind und die gesamte Familie haben. Es ist daher von größter Bedeutung, die Behandlung konsequent fortzusetzen, auch wenn sich erste Besserungen zeigen.
Welche Auswirkung kann eine Wochenbettdepression auf das Baby haben?
Dass sich der Einsatz lohnt, steht für die Expertin außer Zweifel. Nicht nur wegen der Gesundheit der Mutter, sondern auch im Sinne des Nachwuchses. Schließlich können die Folgen einer unbehandelten Wochenbettdepression eine gestörte Mutter-Kind-Bindung sein, die wiederum zu Schwierigkeiten in der emotionalen und körperlichen Entwicklung des Kindes führen kann. Trotzdem gebe es keinen Grund, aus Sorge vor der Erkrankung in Panik zu verfallen. „Es ist wichtig, bei postpartaler Depression Heilungschancen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Denn die Prognosen in der Behandlung sind wirklich gut, insbesondere wenn frühzeitig mit der Therapie begonnen wird“, betont die Hebamme. Allerdings handelt es sich um einen individuellen Prozess, der Geduld, Aktivität und Unterstützung erfordert.
Was passiert bei unbehandelter Wochenbettdepression?
Kurzum: Ohne Unterstützung kann eine Wochenbettdepression schwerwiegende Folgen haben. Bei der Mutter besteht das Risiko, dass sich die Depression chronifiziert und von starken Schuldgefühlen, Ängsten oder sogar Suizidgedanken begleitet wird. Zudem leidet die emotionale Verbindung zum Baby, was sich negativ auf dessen Bindungsverhalten, Entwicklung und seelische Gesundheit auswirken kann. Auch Partnerschaften geraten oft unter Druck, wenn eine Wochenbettdepression nicht behandelt wird. Familiäre Strukturen brechen weg, und die gesamte Belastung kann sich auf das soziale und emotionale Klima in der Familie ausweiten. Umso wichtiger ist es deshalb, frühzeitig Hilfe zu holen und offen über psychische Gesundheit im Wochenbett zu sprechen – und zwar für beide Partner!
Wie äußert sich eine Wochenbettdepression beim Mann?
Wochenbettdepression Mann – das klingt für viele Menschen zuerst seltsam, doch tatsächlich können nicht nur Mütter, sondern auch Väter daran erkranken. Die Symptome ähneln sich dabei oftmals stark, allerdings zeigt eine postpartale Depression bei Männern oft zusätzliche Symptome wie erhöhte Reizbarkeit oder erhöhte Risikobereitschaft. „Auch starker sozialer Rückzug oder von Termin zu Termin hetzen, um weniger zu Hause zu sein, sind typische Symptome“, sagt Judith Herrmann. Wie bei den Müttern sollten sich auch Väter schnellstmöglich Unterstützung holen, um eine Verschlimmerung der Erkrankung zu vermeiden und Langzeitfolgen zu verhindern.
Kann man einer Wochenbettdepression vorbeugen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die psychische Gesundheit im Allgemeinen zu fördern, etwa durch eine gesunde ausgewogene Ernährung, ausreichenden Schlaf, Bewegung oder das Vermeiden von unnötigem Stress. Bezogen auf die postpartale Depression kann es hilfreich sein, sich vorab durch Absprachen mit dem Partner, der Familie und mit Freunden ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen. Zudem können Angebote wie die schwangerschafts- und wochenbettbegleitende App Keleya dabei helfen, bestmöglich vorbereitet zu sein. „Aber trotzdem gilt: Einer Wochenbettdepression vorbeugen ist schwierig. Es ist eine Krankheit, für die niemand etwas kann und die jeden treffen kann“, betont Hebamme Judith Herrmann.
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